BBW-Chef im Interview mit dem Staatsanzeiger
Im Fokus: der Nachwuchsmangel und die Beamtenbesoldung
Der BBW wirbt für einen Gehaltszuschlag bei Mangelberufen im öffentlichen Dienst. Er denke an einen strukturellen Zuschlag, sagte BBW-Chef Volker Stich im Interview mit dem Staatsanzeiger.
Für den BBW-Vorsitzenden steht fest: Auch wenn der Beamtenstatus mit seiner lebenslangen Beschäftigungsgarantie, einer ordentlichen Pension und weichen Faktoren wie Familienverträglichkeit punkten könne, reiche dies nicht aus, um Fachkräfte zu binden, solange die Privatwirtschaft mit annähernd doppelt so hohen Gehältern locke.
Eindringlich warnt Stich davor, die Situation schön zu reden. Dem öffentlichen Dienst fehle es an qualifizierten Bewerbern. Besonders schlimm sei die Situation in den technischen Fachverwaltungen, im Gesundheitswesen und im Grundschullehrerbereich. Besorgniserregend sei sie aber auch in der allgemeinen Verwaltung, der Steuerverwaltung und im Polizeibereich. Auch bei der Polizei gebe es einen Bewerbermangel, sagt Stich und rückt gegenteilige Äußerungen aus dem Innenministerium in ein anderes Licht: Vor acht Jahren habe es pro Jahr für 1300 Ausbildungsstellen bei der Polizei noch annähernd 9000 Bewerber gegeben. Inzwischen sei die Zahl auf 2000 gesunken. Selbstverständlich, räumt Stich ein, gebe es damit für jede Ausbildungsstelle noch einen Bewerber. Da aber eine Auslese nur noch in geringem Umfang stattfinden könne, sinke die durchschnittliche Qualifikation.
Um den hohen Qualitätsstandard im öffentlichen Dienst zu halten, wirbt Stich insbesondere bei Mangelberufen für ein „on top“ auf die Besoldung. Er sei sich bewusst, dass er damit unsicheres Terrain betrete, räumt Stich ein, fordert aber zugleich: „ Bevor der Staat seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen kann, sollte er Instrumente entwickeln, um in Mangelbereichen noch qualifizierten Nachwuchs zu bekommen.“
Das Sachsen-Urteil zur Beamtenbesoldung hat dem BBW vereinzelt Kritik dafür beschert, dass er sich mit der Landesregierung auf das Gesamtpaket zur Besoldungsanpassung 2017/2018 verständigt hat. Gegenüber dem Staatsanzeiger hat sich BBW-Chef Stich noch einmal zu dieser Verständigung bekannt: Auch wenn das Sachsen-Urteil die Ausgangssituation für künftige Verhandlungsrunden verändert habe, sei zum damaligen Zeitpunkt die Zustimmung für den Pakt mit der Landesregierung richtig gewesen.