08. November 2016

Karlsruher Landrat bekennt im Gespräch mit BBW-Spitze:

Wir haben bei Führungskräften ein Bezahlungsproblem

  • Trafen sich zu einem informellen Gespräch im Landratsamt Karlsruhe (von links): Ulrich Max, Leiter des Personal- und Organisationsamts; Landrat Dr. Schnaudigel; BBW-Chef Vol-ker Stich; Susanne Hauth, BBW-Geschäftsführerin und Justitiarin; BBW-Vize Joachim Lau-tensack.

Den unaufhaltsamen Flüchtlingszustrom des vergangenen Jahres hat man bewältigt. Trotz aller Herausforderungen sei die Stimmung „so schlecht nicht“ gewesen, sagt Landrat Dr. Christoph Schnaudigel rückblickend. Die Beschäftigten hätten den Ehrgeiz entwickelt, die gewaltige Aufgabe zu packen und hätten es auch geschafft – mit zusätzlichem Personal. Unumwunden räumt er aber ein, dass es schwer war und ist, Ärzte und Ingenieure für eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst zu gewinnen. „Wir haben bei Führungskräften ein Bezahlungsproblem“, bekannte Schnaudigel gegenüber BBW-Chef Volker Stich.

Landrat Dr. Schnaudigel hatte den BBW-Vorsitzenden gemeinsam mit seinem Stellvertreter Joachim Lautensack und BBW-Justitiarin und Geschäftsführerin Susanne Hauth am 20. Oktober 2016 im Landratsamt Karlsruhe empfangen, um gemeinsam mit leitenden Beamten des Landratsamts die Auswirkungen des Flüchtlingszustroms auf den öffentlichen Dienst zu erörtern, Erfahrungen mit der Flüchtlingsaufnahme auszuwerten und um daraus strukturelle Erfordernisse und zusätzlichen Personalbedarf abzuleiten.

Inzwischen ist der Flüchtlingszustrom abgeebbt, alles rund um die Aufnahme der Asylsuchenden schon fast zum alltäglichen Geschäft geworden. Zu Beginn des Jahres sei dies noch nicht so gewesen, berichtete der Landrat. Dennoch habe man nie in Zweifel gezogen, die Aufgabe zu meistern, zumal die Unterstützung durch den Kreistag vorhanden war. Dadurch war es auch möglich, im Jahr 2016 350 unbefristete Stellen zusätzlich im Haushalt auszuweisen, die allerdings nicht hätten ausgeschöpft werden müssen. Unumwunden räumte Dr. Schnaudigel ein, dass sich der Landkreis Karlsruhe bezüglich der Stellenbesetzung in einer privilegierten Lage befinde.

Der Leiter des Personal- und Organisationsamts Ulrich Max ergänzte, effektiv seien 120 zusätzliche Stellen in 2016 besetzt worden. Personal vor Ort befriede die Lage, stellte er fest und erläuterte den Stellenschlüssel: Auf 100 Asylbewerber entfallen demnach 3,5 Stellen (ein Hausmeister, eine Heimleitung, ein Sozialarbeiter, eine halbe Stelle Leistungsgewährung). Bei der Rekrutierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe sich ausgezahlt, dass das Landratsamt Karlsruhe in den vergangenen Jahren einiges unternommen habe, um als Arbeitgeber für Beschäftigte attraktiv zu sein, sagte Max. So habe man beispielsweise ein Gesundheitsmanagement installiert, habe interessante Angebote zur Vereinbarkeit Beruf und Familie und eine Ausbildungsinitiative gestartet. Problematisch sei die Personalgewinnung allerdings im gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst, da die Zulassungszahlen für die Verwaltungshochschulen in Ludwigsburg und Kehl nicht ausgedehnt worden seien, sagte Max. Für diesen Bereich hätten für die Flüchtlingsaufnahme auch andere Ämter des Landratsamts Personal zur Verfügung gestellt.

Beim Personal sieht Landrat Dr. Schnaudigel noch andere Engpässe. Die Personalgewinnung sei generell bei Ärzten und Ingenieuren sehr problematisch, sagte er. Aus seiner Sicht sei das eigentliche Problem die unangemessene Bezahlung von Führungskräften. Auch schaffe das Auseinanderdriften der Entwicklung im Tarifbereich und im Beamtenbereich Unfrieden im Haus. Dr. Schnaudigel: „Wenn die Entwicklung so weiter geht, werden wir irgendwann unsere Aufgaben nicht mehr erfüllen können.“ Angesichts des leergefegten Arbeitsmarkts und auch der Arbeitsverdichtung fordert er Regelungen, die es möglich machen, deutlich höhere Gehälter zu bezahlen. Zudem sei es unerlässlich, dass die Stellenobergrenzenverordnung für den kommunalen Bereich endlich gestrichen werde.