Gespräch mit der Sozialbürgermeisterin der Landeshauptstadt Stuttgart
Auch im Stuttgarter Rathaus bleiben Stellen mangels Bewerber unbesetzt
Die Zahl der Flüchtlinge ist im ersten Halbjahr 2016 deutlich zurückgegangen. Das verschafft den Kommunen und ihren Beschäftigten eine Atempause. Nach Überstunden und Urlaubssperren sei man im Wesentlichen jetzt wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt, sagt Stuttgarts Bürgermeisterin Isabel Fezer am 04.07.2016 im Gespräch mit BBW-Chef Volker Stich. Sie verschweigt aber auch nicht, dass man Personalsorgen hat. Es sei schwierig, qualifiziertes Personal zu gewinnen.
Solche Sätze hat der BBW-Vorsitzende immer wieder bei seinen Besuchen bei baden-württembergischen Landräten gehört. Aufgrund der Problematik, geeignetes Personal zu finden, warnen diese eindringlich vor weiteren Sparmaßnahmen zulasten von öffentlich Beschäftigten.
Dass das Geld für Jobsuchende ein entscheidender Faktor ist, diese Erfahrung macht auch die Stuttgarter Bürgermeisterin – zuständig für Soziales und Bildung – Tag für Tag aufs Neue. Der Gemeinderat hat dem Sozialamt der Landeshauptstadt bedarfsorientiert zusätzliche Stellen bewilligt. Doch es fehlt an Bewerbern. Stefan Spatz, der Leiter des Sozialamts, schilderte dem BBW- Vorsitzenden und seinen Begleitern, BBW-Vize Kai Rosenberger und BBW-Justitiarin und Geschäftsführerin Susanne Hauth, was Sache ist: Es gebe Probleme bei der Personalgewinnung, nicht nur im Rathaus der Landeshauptstadt, sondern auch bei freien Trägern, sagt Spatz und er weiß auch warum: „Weil wir sie nicht besser bezahlen können.“
Gegenwärtig stellt die Landeshauptstadt Fachkräfte im gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen ein. Derzeit seien rund 20 Stellen unbesetzt, sagt der Leiter des Sozialamts und beklagt, dass man bei Ausschreibungen hin und wieder auch in die zweite Runde gehen müsse, da nicht genügend qualifizierte Bewerber vorhanden seien. Dabei habe die Arbeit bei der Landeshauptstadt durchaus auch positive Seiten. Das Betriebsklima sei gut und durch neue Strukturen seien Perspektiven geschaffen worden für Beförderungen.
War man noch vor wenigen Monaten mit der Unterbringung und Versorgung der vielen Tausend Asylsuchenden über Gebühr gefordert, gilt jetzt das Hauptaugenmerk der Integration. Auf diesem Bereich liege jetzt der Schwerpunkt der Arbeit, sagte Bürgermeisterin Fezer. Im Rückblick lobt sie nicht nur die Beschäftigten, die in Spitzenzeiten der Flüchtlingsproblematik zum Verzicht auf Urlaub und zur Wochenendarbeit bereit gewesen wären. Lob gibt es auch für die Entscheidungsträger der Stadt und den Gemeinderat, die im Zusammenspiel für die Aufstockung des Personals und neue Strukturen in der Verwaltung und den anderen Dienststellen wie z. B. im Jobcenter gesorgt hätten. Noch große Probleme sieht Fezer in der Ausländerbehörde. Dort gebe es noch Verzögerungen in der Bearbeitung der Anträge. Die Stadt könnte mehr Personal gebrauchen, sagt Fezer und wünscht sich mehr Geld vom Land für die Verwaltung, für die Träger, insbesondere aber auch für die Koordination von heterogenen Integrationsaufgaben. Leider komme das Land bezüglich der Finanzierung noch nicht voran. Unklar sei, wie die versprochene Spitzabrechnung aussehe, d. h. auf welche Kosten sie sich beziehe.