BBW und seine Kommission Bildung und Wissenschaft fordern:
Bedarfsorientiertes Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche von Geflüchteten
Der BBW – Beamtenbund Tarifunion fordert die Landesregierung auf, umgehend ein bedarfsorientiertes Bildungsangebot für die Kinder und Jugendlichen von Geflüchteten auf den Weg zu bringen. Jetzt, nach dem Zustrom zehntausender Ukrainer, sei Handeln dringender denn je, mahnt BBW-Chef Kai Rosenberger.
Rosenberger verweist auf Sprachdefizite, die vordringlich ausgeräumt werden müssten und BBW-Vize Gerhard Brand, der zugleich auch Vorsitzender der BBW-Kommission Bildung und Wissenschaft ist, sagt, warum dies so wichtig ist: „Deutschkenntnisse sind die Voraussetzung für schulische und gesellschaftliche Integration.“
Deutschland ist inzwischen ein Einwanderungsland. Spätestens die massenhafte Einwanderung syrischer Flüchtlinge seit 2015 hat dies deutlich gemacht. Zurzeit suchen Zehntausende Ukrainer in Deutschland vor dem Krieg in ihrer Heimat Zuflucht. Wie lange dieser Krieg noch andauern wird, kann derzeit niemand sagen. Sicher aber ist schon heute, dass mit der Zuwanderung für die Schulen im Land zusätzliche Herausforderungen verbunden sind. Kommissionsvorsitzender Brand bringt es auf den Punkt: Im Bildungsbereich wird es zur Daueraufgabe geflüchteten Kindern und Jugendlichen durch Schulbildung eine Integration in die deutsche Gesellschaft zu ermöglichen.
Woran es daran derzeit mangelt, hat die BBW-Kommission Bildung und Wissenschaft in einem Positionspapier festgeschrieben. Zugleich hat die Kommission, der Spitzenvertreter aller Lehrerverbände im BBW angehören, einen Forderungskatalog für Sofortmaßnahmen zusammengestellt. In diesem Forderungskatalog geht es schwerpunktmäßig um Unterricht von „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ-Unterricht“) und was damit zwangsläufig verbunden ist.
Innerhalb der Kommission ist man sich einig, dass die derzeitige Situation, in der sehr viele ukrainische Kinder und Jugendliche ohne ausreichende Deutschkenntnisse einfach in Regelklassen aufgenommen werden, zeitlich eng beschränkt werden muss. Denn ohne Deutschkenntnisse könnten Schülerinnen und Schüler nicht sinnvoll am Regelunterricht teilhaben und etwas lernen. Vielmehr müssten geflüchtete Kinder und Jugendliche ohne ausreichende Deutschkenntnisse sofort und begleitend durch intensiven und professionellen DaZ-Unterricht schnell ausreichende Deutschkenntnisse erwerben.
Die Kommission fordert deshalb, dass in Baden-Württembergs Bildungswesen, in Schulen und Kindergärten flächendeckend und auf Dauer professioneller DaZ-Unterricht eingerichtet und angeboten werden. Soweit die Zahl der geflüchteten Kinder und Jugendlichen vor Ort ausreichend groß ist, sollte dieser Unterricht gemäß den Fähigkeiten und Begabungen der Schülerinnen und Schüler und mit Blick auf die Integration ins gegliederte Schulwesen in Lerngruppen mit passendem Anforderungsniveau organisiert werden. Damit würden schnellstmöglich die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Schülerinnen und Schüler erfolgreich in Regelklassen zu integrieren, die ihren intellektuellen Fähigkeiten entsprechen.
Als Sofortmaßnahmen mahnt die Kommission an:
- Schaffung von mindestens 1000 zusätzlichen Stellen (das entspricht zwei Dutzend pro Landkreis!) zur Einstellung von qualifizierten DaZ-Lehrkräften
- Angebot von DaZ-Fortbildungen für interessierte Deutsch- und Fremdsprachenlehrkräfte
- Einrichtung von DaZ-Studiengängen
- Integration eines DaZ-Moduls in die Lehrerbildung von Deutschlehrkräften
- Zusätzliche Aufgaben der Schulen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsbeschulung müssen unbedingt durch zusätzliche Ressourcen (Anrechnungsstunden und Lehrerzuweisung bei notwendigen Klassenteilungen) aufgefangen werden.
Aus Sicht der Kommission wären die Landesregierung und das Kultusministerium gut beraten, wenn Praktiker, sprich Schulleitungen, Lehrkräfte und Lehrerverbände, sehr frühzeitig in entsprechende Vorhaben einbezogen werden. So könnten teure und unnötige Fehlplanungen und Fehlsteuerungen vermieden werden. Und BBW-Vorsitzender Rosenberger ergänzt: „Der BBW und seine Lehrerverbände stehen als kompetente Ansprechpartner bereit.“
In der Kommission Bildung und Wissenschaft im BBW sind die Bildungsverbände und die Verbände aus dem Wissenschaftsbereich zusammengefasst. Zu den Verbänden des Bildungsbereiches zählen:
- Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE)
- Berufsschullehrerverband Baden-Württemberg (BLV)
- Philologenverband Baden-Württemberg (PhV)
- Realschullehrer-Verband Baden-Württemberg (RLV)
- Katholische Erziehergemeinschaft Baden-Württemberg (KEG)
- Verband katholischer Religionslehrer an Beruflichen Schulen (VKR)
- Verband der Lehr- und Beratungskräfte für Haushalt und Verbrauch im ländlichen Raum (VLB)