08. Januar 2020
Auf Facebook teilenAuf Twitter weitersagenArtikel versenden

BBW-Chef Kai Rosenberger zur bevorstehenden großen Digitalisierungswelle:

Wichtig ist, dass der Mensch im Mittelpunkt des Wandels steht

Das Onlinezugangsgesetz verpflichtet die öffentliche Verwaltung bis Ende 2022 insgesamt 575 Leistungen via Internet anzubieten. Grund für den dbb den digitalen Wandel bei seiner Jahrestagung 2020 am 6. und 7. Januar 2020 in Köln zu thematisieren.

Vielen Bürgerinnen und Bürger geht der digitale Wandel zu langsam. Andere sehen die Entwicklung mit Sorge, auch öffentlich Beschäftigte, die eine Flut von Neuerungen in ihrem Berufsleben auf sich zukommen sehen.

 

BBW-Chef Kai Rosenberger sagte dazu am Rande der dbb-Jahrestagung gegenüber der Stuttgarter Zeitung, noch hätten ihn keine großen Klagen von der Basis über digitale Veränderungen erreicht. Doch die große Digitalisierungswelle stehe schließlich auch noch bevor. Deshalb versuche er schon jetzt bei jeder Gelegenheit, den Beschäftigten die Ängste zu nehmen. Im Übrigen sei er zuversichtlich, dass die Zahl der Arbeitsplätze durch die digitalisierte Verwaltung nicht ab-, sondern zunehme. Weniger anspruchsvolle Tätigkeiten würden zwar entfallen, höherwertige hingegen zunehmen – damit würde auch das Gehaltsniveau steigen. Kai Rosenberger: „Wichtig ist, dass der Mensch im Mittelpunkt des Wandels steht.“

Während bundesweit viele Kommunen den durch das Onlinezugangsgesetz vorgegebenen Digitalisierungszeitplan nicht einhalten können, will man in Baden-Württemberg die Mindestanforderungen dieses Gesetzes möglichst noch übertreffen. Deshalb hat die Landesregierung vor knapp einem Jahr mit den kommunalen Landesverbänden einen bundesweit einzigartigen E-Government-Pakt geschlossen. Doch noch ist die Finanzierung dieser ehrgeizigen Pläne nicht endgültig in trockenen Tüchern.

Sicher hingegen ist, dass es beim digitalen Wandel noch viele andere Hürden zu überwinden gilt. Das wurde bei der Jahrestagung des dbb in Köln überdeutlich. Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts, dem Deutschland-Index 2019, bestehen nämlich noch große Diskrepanzen zwischen Anspruch und Realität. Demnach bieten Kommunen im Durchschnitt weniger als ein Fünftel der Verwaltungsdienstleistungen vollständig digital an. Nicole Opiela vom Fraunhofer-Institut sagte in Köln, dass erst 14 Prozent aller Kommunen eine Digital-Strategie entwickelt hätten. Ein großer Teil fange gerade erst an, die Verwaltungsleistungen zu digitalisieren. Sie kam zu dem Schluss: Das Problem sei der „Wandel in den Köpfen“. Deshalb müssten vor allem Führungskräfte fortgebildet werden. Hinzu komme der Mangel an IT-Experten.

Neben anderen Fachleuten äußerte sich auch dbb-Chef Ulrich Silberbach skeptisch. Er sprach von einem „eklatanten Umsetzungsproblem“.