Künstliche Intelligenz wird den Arbeitsalltag verändern, auch in den Verwaltungen des Landes. Gut beraten sind deshalb alle, die sich den Herausforderungen des schnell fortschreitenden technologischen Wandels stellen, sich fit machen für die Anwendung von KI, dabei stets am Ball bleiben und darüber hinaus ihre Sozialkompetenz stärken. All dies ist für den Arbeitsplatzerhalt heute wichtiger denn je, sagt KI-Expertin Yasmin Mei-Yee Weiß.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Begegnungen“ hat Yasmin Weiß, Professorin an der Technischen Hochschule Nürnberg und Aufsichtsratsmitglied in mehreren Unternehmen, am 17. Januar 2024 nicht nur in das Thema „KI in der öffentlichen Verwaltung“ eingeführt, sondern im Anschluss mit Abgeordneten der Landtagsfraktionen von Bündnis90/die Grünen, der CDU, SPD und der FDP sowie dem BBW-Vorsitzenden Kai Rosenberger im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Chancen und Gefahren erörtert, die mit dem Einzug der Künstlichen Intelligenz in die Arbeitswelt verbunden sind. Die Moderation der Podiumsdiskussion hatte Axel Graser, ehemaliger Studioleiter Stuttgart beim SWR, übernommen.
Bundesweit fehlen im öffentlichen Dienst mehr als 550 000 Beschäftigte. Diese Zahl hat der BBW-Chef in seiner Einführung in das Thema genannt. Zugleich bekannte er, dass der BBW inzwischen den Einsatz von KI in der Verwaltung ein Stück weit als Chance wahrnehme, um den Personalmangel zumindest abzufedern, vorausgesetzt die Mitarbeitenden werden durch qualifizierende Maßnahmen für neue Aufgaben vorbereitet.
Wie wichtig Qualifikation der Beschäftigten in einer sich rasend verändernden Arbeitswelt ist, hat Yasmin Weiß in ihrem Impulsvortrag ausgeführt: „Die Menschen brauchen Expertise und Anwendungskompetenz für KI“, lautet ihr Credo. Ein paar Tage Fortbildung im Jahr reichten dafür nicht aus. Lernfähigkeit und vor allem auch kontinuierliche Lernbereitschaft seien heute wichtiger denn je. Wer sich hier verweigere, riskiere mittelfristig seinen Arbeitsplatz. Deshalb sei es so wichtig, den Menschen die Angst vor KI zu nehmen. Das gelinge in der Regel, wenn man ihnen Anwendungskompetenzen vermittele.
Unumwunden räumte die KI-Expertin ein, dass es Menschen geben wird, die durch den Einsatz von KI ihren Arbeitsplatz verlieren können. Hier gelte es Betroffene möglichst für eine andere Arbeit zu qualifizieren.
Immer wieder betont Yasmin Weiß, dass Künstliche Intelligenz lediglich Assistenzfunktion einnehmen darf. KI könne unterstützen, etwa indem sie große Textmengen durchforstet, strukturiert, zusammenfasst, Protokolle erstellt und diese auch gleich in mehrere Sprachen übersetzt. Ärztinnen und Ärzte könne sie durch die Analyse großer Datenmengen bei der Diagnose zwar unterstützen, mehr aber nicht. Über die Diagnose entscheiden müsse die Ärztin oder der Arzt.
Die Gefahr, dass KI langfristig Mitarbeitende ersetzen könnte, sieht Professorin Weiß. Allerdings geht sie davon aus, dass Menschen, die KI anwenden, jene verdrängen werden, die das nicht tun. Aus ihrer Sicht ist es in Zukunft unumgänglich, dass Mensch und Maschine künftig eng zusammenarbeiten. Sie spricht dabei von einem „harmonischen Paartanz“, bei dem der Mensch die Fähigkeit der Maschine nutzt und nach Überprüfung der gelieferten Daten seine Entscheidung trifft. Dafür braucht es laut Weiß in der Regel Sozialkompetenz, Empathie eingeschlossen und damit Kompetenzen, über die KI nicht verfügt. Deshalb dürfe man KI auch keine Entscheidung überlassen.
Abgeordnete bekennen Farbe
Ähnlich sahen dies auch ihre Mitdiskutanten auf dem Podium. Alle vier Abgeordnete sprachen von der Verantwortung der Politik, Gefahren, die mit der Einführung Künstlicher Intelligenz einhergehen, möglichst einen Riegel vorzuschieben. Allerdings sei der Einzug von KI in die Arbeitswelt und die Gesellschaft nicht mehr aufzuhalten und letztlich auch nicht sinnvoll. Der CDU-Abgeordnete Ansgar Mayr brachte es auf den Punkt: „Wir sollten uns nicht nur auf die Risiken fokussieren, die KI mit sich bringt, sondern auch auf die Chancen, die damit einhergehen.“ FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke pflichtete ihm bei. Es gelte Chancen und Risiken abzuwägen. Der Grünen-Abgeordnete Peter Seimer sagte, man müsse KI als Chance begreifen, dürfe dabei aber die Gefahren nicht aus dem Auge verlieren. Dringend notwendig sei es, eine Weiterbildungsoffensive in die Verwaltung zu bringen. Der SPD-Abgeordnete Jonas Hoffmann sprach von vielen Aufgaben, die es mit und um KI zu erledigen gebe, zumal sich in der Vergangenheit vieles aufgestaut habe. Bei alldem gelte darauf zu achten, dass die Würde des Menschen trotz technischem Fortschritt erhalten bleibt.