Der BBW – Beamtenbund Tarifunion mahnt die Landesregierung anlässlich des Tags des öffentlichen Dienstes dem zunehmenden Arbeitskräftemangel im öffentlichen Sektor endlich gezielt entgegenzuwirken. „Was wir brauchen, sind Gehälter, die dem Vergleich mit der Privatwirtschaft standhalten“, erklärte BBW-Chef Kai Rosenberger, mit Blick auf die im Herbst anstehenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder.
Dringend geboten sind aus Sicht des BBW zudem weitere Flexibilisierungen bei der Arbeitszeit und beim mobilen Arbeiten, Lebensarbeitszeitkonten und insbesondere im Beamtenbereich eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit. „Ein Festhalten an der 41-Stunden-Woche für Beamtinnen und Beamten ist in höchstem Maße kontraproduktiv“, warnt Rosenberger mit dem Hinweis auf Studien von EY-Parthenon und McKinsey, die sowohl die Bedeutung der Gehälter wie auch der Arbeitszeit und Arbeitszeitgestaltung unterstreichen.
Der öffentliche Dienst leidet schon heute unter einem massiven Fachkräftemangel. Laut übereinstimmenden Prognosen wird sich die Situation in den kommenden Jahren noch verschärfen. Demnach werden dem öffentlichen Sektor im Jahr 2030 rund 30 Prozent weniger Beschäftigte zur Verfügung stehen als heute. „Handeln ist jetzt gefragt“, sagt BBW-Chef Kai Rosenberger und mahnt eine strategische Personalplanung für den öffentlichen Dienst im Land an.
Für den Einstieg in den öffentlichen Sektor lasse sich bei Berufsanfängern beispielsweise mit dem Argument der Arbeitsplatzsicherheit werben, unterstreicht Rosenberger. Hinzukommen müsse das Werben für die gesellschaftliche Bedeutung des öffentlichen Sektors als Kern der Arbeitgebermarke. Ein klares Werteversprechen erhöhe die Anziehungskraft für neue Arbeitskräfte und stärke zugleich die emotionale Bindung der Beschäftigten.
Doch Rosenberger ist sich sicher, dass der Personalmangel nicht allein durch Neueinstellungen aufgefangen werden kann. Im Hinblick auf die Pensionierungswelle, die in den kommenden Jahren auf den öffentlichen Dienst zu rollt, und die zusätzlichen Aufgabengebiete durch die Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und den Klimaschutz, müssten zwingend vermehrt Weiterbildungsangebote hinzukommen. Denn nur das Zusammenspiel von Neueinstellungen, Weiterbildung, und Bindungsmaßnahmen könne dazu beitragen, die stetig größer werdende Personallücke im öffentlichen Sektor zu verringern.
Eine strategische Personalplanung muss aus Sicht des BBW die Bedeutung einer Work-Life-Balance für die Geberation Z berücksichtigen. Deshalb fordert der BBW neben dem Lebensarbeitszeitkonto und möglichst flexiblen Arbeitszeiten sowie ausreichend Freizeit, ein schnelles Ende der 41-Stunden-Woche im Beamtenbereich. Nirgendwo werde länger gearbeitet, sagt Rosenberger und verweist auf die Privatwirtschaft, wo die Wochenarbeitszeit oft bei nur 35 Stunden, in der Regel aber nicht mehr als 40 Stunden betrage.
Negative Folgen aufgrund der Digitalisierung befürchtet der BBW nicht. Im Gegenteil, sagt Rosenberger, sie werde helfen, den Personalmangel abzumildern.
Kritisch äußert er sich hingegen zur Bezahlung der öffentlich Beschäftigten. Bei den Tarifbeschäftigten des Landes bestehe dringend Handlungsbedarf. Die Entgeltordnung stamme aus dem Jahr 1978 und müsse schnellstmöglich novelliert werden.
Bei der Beamtenbesoldung bemühe sich das Land um eine verfassungskonforme Besoldung, räumt Rosenberger ein. Mit dem 4-Säulen-Modell sei ein guter Anfang für den mittleren und den gehobenen Dienst gelungen, der inzwischen allerdings durch die Einführung des Bürgergelds und der Wohngeldreform schon wieder in Frage zu stellen sei. Vor diesem Hintergrund und der zwingend notwendigen Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Dienstes fordert der BBW die Landesregierung auf, sich bei der Anpassung von Besoldung und Versorgung nicht stets an der vom Bundesverfassungsgericht (BVerfG) festgestellten absoluten Untergrenze der Besoldung entlangzuhangeln.