Der BBW – Beamtenbund Tarifunion (BBW) appelliert an die Landesregierung, Referendarinnen und Referendare, die im neuen Schuljahr in den Schuldienst übernommen werden, auch während der Sommerferien zu bezahlen. Zudem fordert er die Regierung auf, die auf ein Schuljahr ausgelegte Befristung von Verträgen angestellter Lehrerinnen und Lehrer umgehend zu beenden.
Grün-Schwarz sei gut beraten, endlich die gängige Praxis aufzugeben, Lehrinnen und Lehrer mit Beginn der Sommerferien in die Arbeitslosigkeit zu entlassen, unabhängig davon, ob es sich dabei um angehende Beamte oder Lehrer im Angestelltenverhältnis handele, erklärte BBW-Chef Kai Rosenberger heute (15.07.2020) in Stuttgart und ergänzte kritisierend zugleich: „Wertschätzung sieht anders aus“.
Baden-Württemberg ist laut einer Studie der Bundesagentur für Arbeit mit Abstand das Bundesland, das die meisten angestellten Lehrerinnen und Lehrer während der Sommerferien in die Arbeitslosigkeit schickt, um sie zum neuen Schuljahr erneut in den Schuldienst zu übernehmen. Dies und ein entsprechender Umgang mit den Referendarinnen und Referendaren, die jeweils zum Schuljahresende ihre Ausbildung beenden, haben den BBW und seine Kommission Bildung und Wissenschaft auf den Plan gerufen, der Vertreter aller unter dem Dach des BBW zusammengeschlossenen Lehrerverbände angehören. Gemeinsam nehmen sie die Landesregierung in die Pflicht: „Wer von Wertschätzung jener spricht, die während der Pandemie sich für die Gesellschaft engagieren, darf Lehrerinnen und Lehrer nicht ausgrenzen.“ Jetzt, wo Corona bedingt zusätzlich Lehrkräfte für den Präsenzunterricht fehlten, sei es an der Zeit alte Spargewohnheiten zulasten angestellter Lehrkräfte sowie Referendarinnen und Referendaren endlich über Bord zu werfen. Daran festzuhalten sei hingegen nichts anderes als mangelnde Wertschätzung der Betroffenen, die das Land in Zeiten der Corona-Pandemie mehr denn je brauche.
Vor diesem Hintergrund unterstützt die BBW-Kommission Bildung und Wissenschaft auch die Aktion des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), dem größten Lehrerverband innerhalb des BBW, der zusammen mit den Referendarinnen und Referendaren im Land mehrere tausend Unterschriften für eine Übergangsbesoldung in den Sommerferien gesammelt hat. Die Unterschriften werden heute (15.07.2020) der Kultusministerin überreicht.
Angesichts des Lehrkräftemangels mahnen der BBW und seine Lehrerverbände das Land, sich Fachkräfte zu sichern. Wenn Lehrerinnen und Lehrer nur befristet eingestellt werden und keine konkrete Perspektive über die Sommerferien hinaus erhalten, bestehe die Gefahr, dass sie in andere Bundesländer abwandern oder vom Lehrerberuf Abstand nehmen. Deshalb müsse das Land jetzt handeln und den Betroffenen attraktive Angebote machen.
So genannte Kettenverträge, die viel zu oft dem Arbeitsverhältnis zwischen dem Land und angestellten Lehrkräften zugrunde liegen, garantierten weder Sicherheit für die berufliche noch die private Zukunft. Dies sei einem öffentlichen Arbeitgeber unwürdig und mindere die Attraktivität des Lehramts als Beruf.
Deshalb fordert der BBW gemeinsam mit seiner Kommission Bildung und Wissenschaft, dass Lehrerinnen und Lehrer, die ein Jahr als Vertretungslehrkraft gearbeitet haben, eine feste Anstellung mit unbefristetem Arbeitsvertrag erhalten samt Perspektive auf Übernahme in ein Beamtenverhältnis. Für Referendarinnen und Referendare müsse umgehend eine Einkommensregelung geschaffen werden, mit der die Zeit zwischen Ende des Referendariats zum Schuljahrsende und der Übernahme in den Schuldienst nach den Sommerferien überbrückt wird.